Naturalismus 1880-1900:
Während im Realismus das Negative ästhetisch aufgehoben und zugunsten einer höheren, idealen Idee ausgeklammert wird, zielt der Naturalismus darauf ab, genau dieses Negative detailliert wiederzugeben. Abwendung von allen Konventionen um zur rücksichtslosen Wahrheit zu kommen. Der Naturalismus ist fotographisch und die Eigene Meinung tritt in den Hintergrund.
Naturalisten nenne sich auch: Modernen, Jüngstdeutsche
Sie wenden sich gegen die Schriftsteller der Gründerzeit und verachten das Wirtschaftswunder der Bismarck-Ära, welches das Großbürgertum vermögend macht aber das Proletariat verarmen lässt. Sie kämpfen zudem gegen die kleinbürgerlichen, engstirnigen Menschen und die verlogene öffentliche Moral.
Soziale Frage:
Basis ist die industrielle Revolution. Sie wird seit der Wirtschaftskrise in den 70ern immer brennender Verstädterung Armut: Arbeiter am Existenzminimum. Städte sind dadurch gekennzeichnet, dass Prunkvillenvierteln gleich und Arbeiterkasernen nebeneinander liegen. Dies führt zur Bildung von Arbeitervereinen aber auch dazu, dass junge Literaten in die Städte zu sehen um die Situation am eigenen Leib zu erfahren.
Rebellion der Literatur
Im Gegensatz zu den Realisten beschäftigen sie sich mit den Schattenseiten der menschlichen Existenz (Armut, Verwahrlosung, Kinderelend, unglückliche Ehen, Ehebruch, Situation unehelicher Kinder, Ausbeutung der Arbeiter, Alkoholismus, Brutalität, Verbrechen). Viele Gegner: „Asphaltliteratur“, „Rinnsteinkunst“, „Affentheater“.
Sie wollen eine Veränderung der sozialen Zustände erzielen indem sie alles Transzendente ablehnen und Situationen objektiv Wiedergeben und so die Bürgerlichen wachrütteln.
Einige wichtige Vertreter: Julius Hart, Gerhart Hauptmann Arno Holz und Hermann Bahr.
In Deutschland schaffte der Naturalismus erst später als in den übrigen europäischen Ländern seinen Durchbruch. Deswegen greifen die jungen Literaten auch auf Vorbilder aus dem Ausland zurück. Z.B. Emilie Zola:
Großen Einfluss auf ihn und die deutschen Literaten hat unter anderem Charles Darwin (auslese der Besten) durch Vererbung, Rasse und soziales Milieu ist das Schicksal des Menschen vorherbestimmt. Denn die Romane sollten auf wissenschaftlichen Grundlagen basieren und nicht durch persönliche Anteilnahme beeinflusst werden.
Milieutheorie: man ist in sein Milieu hineingeboren und kann daran nicht wirklich etwas verändern.
Nachhaltige Wirkung übt jedoch auch Henrik Ibsen aus mit seinen Stücken Nora oder ein Puppenheim, Ein Volksfeind und Die Wildente. Mittels analytischer Technik (die eigentliche Handlung/ das Problem liegt vor dem Beginn und wird im Laufe des Spiels enthüllt) schafft er es private und öffentliche Lebenslügen aufzudecken.
Weiter Vorbilder: Leo Tolstoj, Fjodor Dostojewskij.
Lyrik:
Kein Schwerpunkt. Programm lässt sich schwäre als in epischen oder dramatischen Texten verwirklichen. meist schreiben sie politische Gedichte in der Tradition der Jungdeutschen und Vormärzdichter. Arno Holz versucht eine art Revolution der Lyrik. Für ihn wird Rhythmus wichtiger als der Reim, da der Rhythmus uneliminierbar ist in der Lyrik.
Epik:
Arno Holz schrieb gemeinsam mit seinem Freund Johannes Schlaf Papa Hamlet
Besonders konsequenter Naturalismus findet sich im so genannten „Sekundenstil“. Jedes noch so banale Detail wird festzuhalten, um dem natürlichen Sprechen möglichst nahe zu kommen (Stottern, Stammeln, Dialekt, Ausrufe, unvollständige Sätze, Atempausen, Nebengeräusche …), um dadurch mehr vom Milieu zu zeigen und zu vermitteln.
Gerhart Hauptmann: Bahnwärter Thiel
Novellistische Studie: Zwischenstellung des Textes zwischen die Novellentradition des Realismus und den naturalistischen Studien von Holz und Schlaf.
Bahnwärter Thiel heiratet nach dem Tod seiner ersten Frau erneut; aus der ersten ehe ging ein Sohn hervor; Aus der zweiten Ehe ebenso. Sein erstes Kind wird von Lene seelisch vernachlässigt und körperlich gezüchtigt. Sie lässt ihn auf den Gleisen Spielen und er wird von einem Schnellzug überfahren. In seiner Wut erschlägt er Lene und schneidet dem gemeinsamen Kind die Kehle durch. Anschließend wird er ins Irrenhaus eingeliefert.
Drama:
Wichtigster Vorläufer Ludwig Anzengruber. Er leugnet jedoch nicht im Gegensatz zu den Naturalisten den freien Willen der Menschen. Er schildert jedoch auch die Wirklichkeit so genau wie möglich. Hauptfiguren kommen ebenfalls aus den unteren Schichten.
Soziales Drama: Vor Sonnenaufgang Theaterskandal
Neben den sozialen Verhältnissen (Spekulation, Ausbeutung) im Kohlerevier Schlesiens wird auch der moralische Zerfall einer Familie gezeigt (Alkoholismus, Ehebruch..). Der Sozialreformer und Gesundheitsfanatiker kommt zur Familie und kritisiert die Missstände und die moralische Verdorbenheit. Er verliebt sich in Helene die einzige Tochter die sich gegen die Laster wehrt. Als er jedoch die Wahrheit über die Familie erfährt. Verlässt er sie da er Erbschäden fürchtet. Helene nimmt sich das leben. (sie Milieutheorie – kein entrinnen hoffnungslose Literatur)
So wird der anfängliche Held nur zum „Verkünder der deterministischen Vererbungstheorie“
Im Naturalismus weicht die Regieanweisung der genauen Beschreibung der Personen und des Handlungsortes. Der Zuschauer kann vom Äußeren der Figur schon auf ihre Haltung schließen. Auch die naturalistische Sprechweiße dient der Charakterisierung der Person. milieugetreues Auftreten.
Abgelöst wird der Naturalismus durch Kunstströmungen wie den Impressionismus, Symbolismus und Expressionismus. Diese bedienen sich dann wieder verfremdender Ausdrucksmittel statt des begrenzten Zugriffs der bloßen Wirklichkeitsabbildung.
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