Literaturbetrieb nach 1945 / Nachkriegsliteratur

#1 von alex , 04.06.2009 22:10

Der Literaturbetrieb in Deutschland und Österreich nach 1945:
Der Literaturbetrieb umfasst die Bereiche der Herstellung, Verbreitung und der Aufnahme von Literatur, dessweiteren aber auch Buchmessen, Autorenlesungen, Literaturkritik, Präsenz in Zeitschriften, Funk und Fernsehen. (der Markt auf dem sich der Autor und sein Werk bewegen und zu bewähren haben).
Situation der Autoren:
Bis auf wenige Erfolgsautoren finanzielle Probleme und Probleme mit der sozialen Absicherung (Krankenversicherung, Pensionsversicherung) Die meisten Schriftsteller sind die allein von der Literaturproduktion leben können. Sie müssen auch noch im Bereich der Massenmedien (Artikel, Reportagen, Kommentaren...) arbeiten. Zudem ist die Verlagssuche schwer da sie renommierte Autoren bevorzugen. Zudem muss dann noch das Autorenhonorar ausgehandelt werden für Erfolgsautoren meist etwa 10%.
Literaturzeitschriften wie Alfred Kolleritschs manuskripte bieten Autoren Publikationsmöglichkeiten und so können auch Verlage auf sie aufmerksam werden.
Eine weitere Einnahmequelle sind Literaturpreise und –Stipendien.
Die Verkaufszahlen österreichischer Literatur sind sehr gering von einigen wenigen ausnahmen wie Michael Köhlmeier, oder Schlafes Bruder von Robert Schneider.
Der weltgrößte Markt ist die jährlich stattfindende Frankfurter Buchmesse. Ein Buch ist dann gut wenn es sich gut verkauft: Verlage sind in erster Linie Wirtschaftsunternehmen.
Bestseller: werden nach einem knallharten Marketingkonzept gemacht. Hohe Auflage verbunden mit teuren Werbekampagnen, Präsentation in den Medien Rabatte für Buchhändler extra Schaufenster in Buchläden….
Der Lesekonsum in Deutschland Österreich ist zwar in den letzten 25 Jahren stabil geblieben – negativ da: steigendes Bildungsniveau, viel mehr Freizeit; Fernsehen und Computer / Internet = Lieblingsbeschäftigung; Zudem ist die Anzahl der Bildungsleser zurückgegangen die Anzahl der Zweckleser oder Unterhaltungsleser gestiegen.


Nachkriegsliteratur bezeichnet die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und unter dem Eindruck des Krieges und des Nationalsozialismus´ entstandene Literatur. Die deutschsprachige Nachkriegsliteratur dürfte auf die Zeit von 1945 bis zur Auflösung der Gruppe 47 im Jahre 1967 datiert werden.

Historisch:
Die Alliierten streben nach Kriegsende die politische Umerziehung der Deutschen an; es werden bei den Nürnberger-Kriegsverbrecher-Prozessen führende Nationalsozialisten verurteilt. Da Westdeutschland im "Kalten Krieg" als wichtiger Vorposten gegen den kommunistischen Block gebraucht wird, enden diese Bestrebungen relativ bald. Aus diesem Grund fördern die USA den wirtschaftlichen Wiederaufbau Westdeutschlands ("Marshallplan": Kredite), auch auf Reparationen wird verzichtet. Der Wiederaufbau gelingt auch: 1950 erreicht die industrielle Produktion in der BRD den Vorkriegsstand, 1960 ist sie schon doppelt so hoch. Das deutsche "Wirtschaftswunder" beginnt.
Die Spaltung Deutschlands in BRD und DDR wird mit der Währungsreform im Westen (1948) und die Gründung der BRD und der DDR (1949) perfekt.
Die "Entnazifizierung" wird nach anfänglichem Elan bald nur mehr halbherzig betrieben, viele ehemalige Nationalsozialisten bleiben ungestraft. Die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit wird verdrängt, außer in Intellektuellenkreisen nicht statt.
Bis Mai 1949 kann nicht einfach publiziert und veranstaltet werden: Die Alliierten vergeben Lizenzen für Zeitungen, Zeitschriften und Bücher bzw. für kulturelle Ereignisse (Theater, Konzerte) und zensieren auch.
Stunde Null:
Das Jahr 1945 stellt nicht – wie immer wieder behauptet wird – einen radikalen Neubeginn in der Literatur dar, denn viele Autoren bzw. ihre Strömungen und ästhetischen Positionen prägen das Bild der Literatur, die bereits in der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus Einfluss hatten. Die meisten dieser Autoren (z.B. Agnes Miegel, Hans Grimm) publizieren bald nach 1945 wieder so, als ob nichts geschehen wäre.
Besonders junge Autoren wie z.B. die der "Gruppe 47" (Alfred Andersch, Hans Werner Richter ...) sind enttäuscht, da sich ihrer Meinung nach nicht viel verändert hat. Sie wollen einen radikalen Neubeginn, der so aber nicht stattfindet. Im Gegenteil: Autoren, die bereits vor 1933 publizierten (Hans Carossa, Georg Britting, Stefan Andres, Werner Bergengruen, Ernst Wiechert …) schreiben besinnliche Literatur, die eine heile Welt vorspiegelt.

Gruppe 47:
Die "Gruppe 47", von Hans Werner Richter gegründet, ist anfangs nur eine lose Vereinigung von Schriftstellern, die sich – ohne festes Programm – gegen die Abstraktion in der Literatur und gegen Pathos und Innerlichkeit wenden. Unpolitisch im Sinne von Parteien und Systemen. Sie veranstaltet Sitzungen, in denen Schriftsteller ihre Texte vorlesen. Wird der vorlesende Autor akzeptiert, ist er Mitglied der Gruppe.
Die Literatur der "Gruppe 47" will den Einzelnen verändern, so soll jeder z. B. eigenverantwortlich seine Rolle im Nationalsozialismus überdenken. Die "Gruppe 47" wird im Literaturbetrieb bald sehr einflussreich: Wichtige Verleger, Kritiker und Lektoren nehmen an ihren Sitzungen teil, die Gruppe zählt Schriftsteller wie Heinrich Böll, Ingeborg Bachmann, Günter Grass und Martin Walser zu ihren Mitgliedern. Sie wird aber auch als "demagogischer Clan" und als unpolitischer Vertreter des "Establishment" kritisiert. 1967 verkündet Hans Werner Richter offiziell das Ende der "Gruppe 47".

Trümmerliteratur: auch Heimkehrerliteratur.
Die Autoren der Trümmerliteratur waren zum Großteil junge Männer, die nach dem Krieg in Gefangenenlagern festgehalten wurden oder in die Heimat zurückgekehrt sind. Die meisten Autoren dieser jungen Generation standen am Anfang ihres literarischen Schaffens und setzten nicht die Tradition der Nationalsozialistischen Literatur, der Literatur der Inneren Emigration oder der Exilliteratur fort.
Ausländische Bezugspunkte und Vorbilder waren die amerikanischen Short Stories und deren knapper, einfacher und unreflektierter Stil. Besonders die Werke Ernest Hemingways, John Steinbecks und William Faulkners sind hier zu nennen. Als weitere ideologisch einflussreiche Autoren, zum Teil aus dem Spektrum des Existentialismus.
Die Trümmerliteratur endete, als Deutschland zunehmend wohlhabender wurde, die Städte aufgebaut wurden und die Schrecken des Krieges in den Hintergrund rückten.
Die Trümmerliteraten klagten eine radikal neue Literatur ein. Sie versuchten ausdrücklich, sich inhaltlich und formal von den vorhergehenden Strömungen abzuheben. Ein magischer Realismus wurde gefordert. Inhaltlich beschäftigte sich die Trümmerliteratur mit gewollt kargen und direkten Beobachtungen des dem notvollen Lebens in den Ruinenstädten, in Flüchtlingslagern und dem Schicksal Isolierter und Herumirrender, die sowohl vor den Trümmern ihrer Heimat und ihres Besitzes, als auch vor den Trümmern ihrer Wertevorstellungen stehen und damit umgehen müssen. Die Heimkehrer-Thematik der aus dem Krieg oder den Gefangenenlagern Heimkehrenden, die sich plötzlich in einer Welt wieder finden, die keinen Platz mehr für sie hat, sprach viele Menschen der Zeit an. Ebenso stand die Frage nach der Schuld und Kollektivschuld an Krieg und Holocaust im Vordergrund
Heinrich Böll, Wolfdietrich Schnurre und Wolfgang Borchert erteilen einer pathetischen und symbolüberfrachteten Sprache eine Absage. Sie schreiben von schrecklichen Kriegserfahrungen, den zerbombten deutschen Städten, von der Zeit des Nationalsozialismus, von Gefangenschaft, von der Wirklichkeit einer zerstörten Welt. Die Sprache ihrer Literatur ist einfach, alltagsnah, ohne Schnörkel.

Die Literatur der Arbeitswelt
Mit Literatur der Arbeitswelt wird Literatur der 1960er und 70er Jahre der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet, in der Arbeits- und Sozialprobleme des kapitalistischen Systems stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden sollten
1962 gründen die Schriftsteller Max von der Grün und Fritz Hüser die "Dortmunder Gruppe 61", als deren Ziel sie die Darstellung der industriellen Arbeitswelt und ihre sozialen Folgen sehen.
Die Romane von Max von der Grün und Bruno Gluchowski trugen dazu bei, die Widersprüchlichkeit des kapitalistischen Systems zu offenbaren und mit dem Bild einer klassenindifferenten Wohlstandsgesellschaft zu brechen. 1969 wird der "Werkkreis Literatur der Arbeitswelt" gegründet. Günter Wallraff, Mitglied des Werkkreises, setzt Beispiele der Reportage- und Dokumentarliteratur.



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RE: Literaturbetrieb nach 1945 / Nachkriegsliteratur

#2 von CeCe , 04.06.2009 22:17

Danke!


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