Romantik (1795- 1830)
Der Begriff Romantik kommt von Roman. Romantisch bedeutet soviel wie romanhaft, erfunden, irreal, wunderbar, fantastisch unwahr, lebensfern.
Als erster verwendet Novalis den Begriff „Romantik“. Es bedeutet für ihn „Lehre vom Roman“
Vertreter der Spätaufklärung und der Klassik verwenden den Begriff abwertend. Für Goethe bedeutet es so viel wie „Krank“.
Für Friedrich Schlegel bedeutet Romantik das poetische an sich.
Heute verbinden wir mit Romantik: Sentimentalität, Fantasie, Naturverbundenheit, Introvertiertheit aber auch Weltfremdheit und Lebensuntüchtigkeit
Romantik beginnt parallel zur Klassik und sieht sich als deren Ergänzung.
Klassik: Vorbild= Antike
Zentrum= Weimar
Romantik: Vorbild=Mittelalter
Zentrum: kein bestimmtes Zentrum
Spätromantiker: Albert von Chamisso, Joseph von Eichendorf, E.T.A. Hoffmann
Johann Gottlieb Fichte: stellt das „Ich“ in den Mittelpunkt. Das Ich ist der Außenwelt überlegen. Der Mensch und nicht Gott oder die Natur wird als Schöpfer des Seins gesehen.
Übertragen in die Dichtung heißt das: Als Schöpfer ist der Dichter berechtigt, sein Werk auch wieder zu zerstören und die Illusionen die er aufgebaut hat zunichte zu machen.
Zeit der Romantik= Zeit der Revolutionen (Französische Revolution 1789)
Die Romantiker stehen der Französischen Revolution ablehnend gegenüber.
Sie Lehnen außerdem die Ansichten der Jakobiner über die Literatur als Dienst der Politik ab.
Der Literatur wird von den Romantikern keine soziale Bedeutung zugemessen. Sie vertreten vielmehr die Autonomie der Dichtung. In der realen Welt wird dem Dichter die Freiheit versagt, er findet sie ersatzweise in der Literatur.
Gleichzeitig ist es die Zeit Napoleons: verbietet den Völkern das Volkstümliche; Verbindet Bayern und Tirol (nimmt ihnen sozusagen die Identität)
zwei Strömungen, Liberalismus und Nationalismus, gefährden den Absolutismus
Merkmale der romantischen Dichtung:
• Entdeckung des Irrationalen: Wahnsinn, Krankheit, Schwärmerei, Träume, Abgründe der Seele, Nachtseiten des Lebens, Doppelgängertum
• Wiederbelebung des deutschen Mittelalters
• Bemühungen um deutsches Volks gut
• Wiederbelebung alter Volkslieder, Dichtung im Volksliedton
• Deutsche Märchen und sagen werden gesammelt (z.B. von den Brüdern Jakob und Wilhelm Grimm) Kunstmärchen werden verfasst
• Fantasie und Einfallsreichtum sind wichtiger als das Endprodukt
• Literarische Mischformen: Gattungen werden vermischt Gedichte, Lieder werden in die Romane eingebaut (lehnt man in der Klassik ab)
• Streben nach Universalpoesie: vereinigt die getrennten Gattungen der Poesie Dichtung, Malerei, Philosophie und Wissenschaft
• Interesse für fremde Länder und Sprachen
• Romantische Ironie Dichter kann Welten schildern und sie wieder zerstören
Die „Blaue Blume“ die Novalis zum Zentrum seines Werkes „Heinrich von Oftringen“ macht gilt heute als Symbol für die Macht der Poesie. In der Romantik steht die „blaue Blume“ für Sehnsucht.
Joseph von Eichendorff: „Aus dem Leben eines Taugenichts“
Die Novelle „aus dem Leben eines Taugenichts“ gilt als Höhepunkt der Romantik.
Inhalt:
Vom Vater vertrieben geht der Sohn in die weite Welt hinaus. Auf seinem Weg macht er Bekanntschaft mit zwei Damen, die ihn in ihrer Kutsche mit nach Wien nehmen. Dort stellen sie ihn als Gärtnerburschen ein. Nach einer Weile verliebt er sich in die jüngere der beiden Damen. Er singt ihr Lieder und beschenkt sie mit Blumen. Später wird er als Zolleinnehmer engagiert.
Als er jedoch seine Geliebte mit einem anderen Mann auf dem Balkon stehen sieht, denkt er, dass sie verheiratet ist und geht fort. Auf dem Weg nach Italien, trifft er die Maler Leonard und Guido an, die ihn dann begleiten. In Italien angekommen übernachten sie in einem Wirtshaus. Am nächsten Tag sind die beiden Maler verschwunden und ihm bleibt nur ein voller Geldbeutel zurück.
Der Taugenichts setzt seinen Weg fort, bis er schließlich zu einem Schloss kommt, wo er freundlichst aufgenommen wird. Er verbringt einige Tage in dem Schloss, setzt seien Reise aber wieder fort, als er einen Brief von seiner Geliebten bekommt, die meint ohne ihn nicht mehr leben zu können.
Er kommt nach Rom wo er einen Maler trifft, der seine geliebte Aurelie kennt. Später führt ihn der Maler zu einem Treffen mit anderen Einheimischen, wo er mehr über seine Geliebte Erfahrung bringen soll. Dort angekommen trifft er auf die Kammerjungfer des Schlosses in dem er früher gearbeitet hat. Diese steckt ihm einen Zettel zu auf dem der Treffpunkt steht, an dem er die schöne Gräfin erwarten soll. Als er den Treffpunkt aufsucht, muss er allerdings enttäuscht feststellen, dass es eine andere Gräfin und nicht seine geliebte Aurelie ist. Daraufhin macht er sich auf den Weg zurück nach Deutschland. Dabei trifft er drei Prager Studenten die ihn begleiten.
Auf dem Schloss angekommen sieht er den Maler Leonard. Dieser erklärt ihm, dass der Maler Guido eigentlich seine Geliebte Flora sei, die sich verkleidet hatte. Da Floras Mutter die Heirat zwischen ihnen nicht billigte, mussten sie fliehen und sich als Maler tarnen um zusammen bleiben zu können.
Er erfährt auch das Aurelie keine Gräfin ist und auch nie verheiratetet war. Kurz darauf beschließen sie zu heiraten.
„Aus dem Leben eines Taugenichts“ zählt zu den wichtigsten Novellen der Spätromantik.
Die Personen der Novelle lassen sich in zwei Hauptgruppen einteilen, die einander gegenübergestellt werden.
Das eine ist die Gruppe der Philister, die ein beschränktes, spießbürgerliches, immer gleiches Alltagsleben führen und zu romantischen Gedanken kaum oder nicht fähig sind. Diese empfinden einen Taugenichts als faulen, nichtsnutzigen Menschen. Zu diesen lassen sich zum Beispiel der Vater des Taugenichts, der Portier und der Bauer den der Taugenichts nach den Weg fragte, zählen.
Die zweite Gruppe ist die Gruppe der Romantiker. Diese sind optimistisch, Lebenslustig und abenteuerfroh. Zu ihnen gehört vor allem der Taugenichts, aber auch Leonard, Flora und auch die Studenten, sind in diese Gruppe einzureihen.
Der Begriff Taugenichts, wird daher nicht im Negativen Sinne vom Autor verwendet. Vielmehr bezeichnet er einen poetischen Menschen der zu einem bürgerlich- sesshaften Leben, also zum Philisterdasein, nicht taugt.
Der Taugenichts ist die Hauptperson der Märchennovelle und alle anderen Personen agieren nur um ihn seinem Glück ein Stück näher zu bringen. Die Geschichte wird aus seiner Perspektive in der Ich-Form erzählt, wobei die Erzählung hin und wieder aus dem Präteritum ins Präsens wechselt.
Auf eine namentliche Erwähnung des Erzählers wird verzichtet. Selbst vom Vater wird er nur als Taugenichts bezeichnet.
Wie schon erwähnt, gehört der Taugenichts zur Gruppe der Romantiker. Als solcher ist er ein sehr naiver, unbekümmerter, naturverbundener Mensch. Er ist ein ewiger Optimist und sieht in der Liebe den Sinn des Lebens. Auch ist er sehr gesellig. Auf seinen abenteuerlichen Reisen lernt er immer neue Leute kennen, mit denen er Freundschaft knüpft.
Das Reisen ist für ihn sehr wichtig. Sein ständiges Fernweh hält ihn davon ab sesshaft zu werden.
Er will die Welt ergründen und hält es daher nie sehr lange an einem Ort aus.
Es geht ihm dabei aber immer mehr um den Aufbruch, als um die Ankunft. Oft wird daher auch kein deutliches Ziel definiert. Auch die Struktur des Werkes ist im Wesentlichen durch seine Aufbrüche und Ankünfte bestimmt.
Ständiger Begleiter auf seinen Reisen ist seine Geige. Als ein romantischer Mensch ist der Taugenichts sehr musikalisch. Lieder wie „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“, „Schweigt der Menschen laute Lust“ oder „Wenn ich ein Vöglein wär“ machen Eichendorf zu einem der wichtigsten Lyriker der Spätromantik. Viele seiner Lieder haben einen so hohen Bekanntheitsgrad erreicht, dass sie oft für Volkslieder gehalten werden.
„Aus dem Leben eines Taugenichts“ wird auch oft als Märchennovelle bezeichnet, da sie in vielen Elementen einem Märchen ähnelt. Dabei sind vor allem die märchenhaften Zufälle und Fügungen in seinem Leben, sowie die unrealistisch beschriebenen Landschaften zu erwähnen.
Veröffentlichung:
Der früheste Entwurf des zweiten Kapitels erschien 1823 in der Breslauer Zeitschrift Deutsche Blätter für Poesie, Literatur, Kunst und Theater, unter dem Titel: „Ein Kapitel aus dem Leben eines armen Taugenichts“.
1826 erschien die Novelle „aus dem Leben eines Taugenichts“ zusammen mit der Novelle „Das Marmorbild“ und zwei Abteilungen von Gedichten, erstmals in Buchform unter dem Titel: „Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Zwei Novellen nebst einem Anhange von Liedern und Romanzen von Joseph Freiherrn von Eichendorff“.
Lyrik-Eichendorf ist einer der wichtigsten Lyriker der Spätromantik. In vielen von Eichendorfs Romanen und Novellen finden sich einige seiner Lieder wieder. So auch im Taugenichts.
Lieder: Wem Gott will rechte Gust erweise; Wohin ich geh und schaue; Schweigt der Menschen laute Lust; Wer in die Ferne will wandern; Wenn ich ein Vöglein wär; Nach Süden nun sich lenken/ Die Vöglein allzumal.
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